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Blick in die Frankfurter Ausstellung
Fotos: Michael Bienert |
Von Michael Bienert. Das Originalmanuskript mit dem Titel "Peter Schlemiels Schicksale" aus der Berliner Staatsbibliothek ist das kostbarste Exponat der heute eröffneten Sonderausstellung im Frankfurter Kleist-Museum. Immerhin hat die Staatsbibliothek sich als Leihgeber kulant gezeigt, nachdem sie sich beharrlich geweigert hatte, zum 200. Geburtstag von Chamissos berühmtestem Werk eine Ausstellung auszurichten. Als Hüterin des schriftlichen Chamisso-Nachlasses wäre sie dazu prädestiniert gewesen. Nun hat es das Kleist-Museum mit Unterstützung der in Kunersdorf ansässigen Chamisso-Gesellschaft geschafft, kurz vorm Ende des
Schlemihl-Jubiläumsjahres eine Ausstellung zur "Geschichte eines Buches" zu realisieren. Zu sehen sind zahlreiche Originalausgaben aus der reichen Illustrationsgeschichte von
Peter Schlemihls wundersamer Geschichte, recherchiert und ausgewählt von dem Londoner Experten und Sammler Bernd Ballmann. In seinem Einführungsvortrag zeigte Ballmann, wie Illustratoren von der Geschichte zu eigenständigen Deutungen und Bildlösungen inspiriert wurden. Der Berliner Künstler Ullrich Wannhoff ordnete Chamissos Weltreise auf einem russischen Forschungsschiff in die Tradition deutscher Wissenschaftler im Russland des 18. und 19. Jahrhunderts ein. In der Ausstellung setzen Wannhoffs expressive Bilder zu Motiven von Chamissos Weltreise einen schönen Kontrapunkt zu den in Vitrinen präsentierten Buchausgaben. Die Exponate sind um bedruckte Stoffbahnen mit Texten und Bildern zum
Schlemihl-Stoff arrangiert. Dieser Teil der Präsentation ist als Wanderausstellung konzipiert, sie soll zunächst im Chamisso-Literaturhaus in Kunersdorf und im Frühjahr in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen gezeigt werden. Hoffentlich folgen weitere Stationen.
Bis 1. März 2015 im Kleist-Museum.
Weitere Informationen
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Bernd Ballmann erklärt akribisch die Feinheiten von Buchillustrationen. |
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Schlemihl aus Meißner Porzellan (1925), eine Leihgabe aus der
Sammlung des Schriftstellers Günter de Bruyn. Man
beachte den Schatten, den die Figur wirft (rechts im Bild)! |
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