Dieses Forum dient dem Austausch über Projekte, die sich mit dem Dichter und Naturforscher Adelbert von Chamisso (1781-1838) beschäftigen. Wenn Sie Chamisso-Projekte vorstellen möchten, Unterstützung suchen oder Veranstaltungen ankündigen wollen, können Sie das auch als nicht registrierter Nutzer tun: Schicken Sie bitte eine Mail mit Ihren Informationen und Fragen an den Webmaster Michael Bienert.

Montag, 25. März 2013

Chamisso als Naturforscher - neue Beiträge von Matthias Glaubrecht

Originalzeichnungen
Chamissos von Salpen
Chamisso hat nicht nur wegen des Schlemihl-Jubiläums 2013/14, sondern auch als Naturforscher jüngst wieder mehr Aufmerksamkeit erfahren. Dass er die Naturkunde seiner Zeit und auf seine Weise gleich­sam mit Sie­benmeilenstiefeln durchmessen hat, zeigt der Beitrag Naturkunde mit den Augen des Dichters. Mit Siebenmeilenstiefeln zum Artkon­zept bei Adelbert von Chamisso von Matthias Glaubrecht im jüngst erschienenen Sammelband Korrespondenzen und Transformationen. Neue Perspektiven auf Adelbert von Chamisso, heraus­gegeben von Marie-Theres Federhofer und Jutta Weber (erschienen im Dezember 2012 bei Vanden­hoeck & Ruprecht, Göttingen; Seiten 51-84).

Chamisso-Rundbrief

"Nehmen Sie Peter Schlemihls Siebenmeilenstiefel und laufen Sie dem Schnee davon", rät Jutta Weber im Namen des Vorstandes der Chamisso-Gesellschaft in dem aktuellen Rundbrief, die Sie hier nachlesen können. Die nächste Mitgliederversammlung findet am 31. Mai in Berlin statt, also am letzten Tag des Chamisso-Kongresses in der Staatsbibliothek.

Samstag, 23. März 2013

Mit den Augen des Poeten - Chamissos Weltreise am 16. April im Berliner Museum für Naturkunde

Mit einer Lesung aus Chamissos "Reise um die Welt" und der Präsentation der Zeichnungen widmet das Museum für Naturkunde dem Dichter des "Schlemihl" und dem bedeutenden Naturforscher einen stimmungsvollen Abend. Der Evolutionsbiologe und Kurator am Museum für Naturkunde Matthias Glaubrecht führt durch den Abend und ergänzt mit Geschichten und Objekten aus der gemeinsamen Geschichte Chamissos und der Museumssammlung. 

Weitere Informationen

Freitag, 8. März 2013

Fliegenschiss aus Kunersdorf

Im Chamisso-Literaturhaus in Kunersdorf (Foto) ist auch der Findling-Verlag ansässig, den die Märkische Oderzeitung aus Anlass der Leipziger Buchmesse porträtiert. Zum Artikel

Adelbert von Chamisso und Hans Morgenthaler zu malaiischen "pantun"

Chamisso im Morgenblatt
für gebildete Stände
,
4. Januar 1822
Zu seinen drei Gedichten In malaiischer Form, die wegen ihrer Mehrstrophigkeit und wegen ihres Inhalts wenig mit malaiischen Pantuns zu haben, hat Chamisso eine Vorrede geschrieben. Er vergleicht Pantuns mit Volksliedern und benennt einige wichtige Funktionen, übergeht jedoch die, die mit denen von Volksliedern nicht zu vergleichen sind. Bei dem heute noch andauernden Streit, ob die beiden letzten Zeilen eines malaiischen Vierzeilers mit den beiden ersten nur in lautlicher oder auch in inhaltlicher Beziehung stehen, vertritt Chamisso Letzteres. Er zitiert ein heute noch in Indonesien, Malaysia und Singapur bekanntes Pantun und übersetzt es originell eindeutschend. Die letzten beiden Zeilen dieses Pantuns zitiert in abweichender Form auch der Schweizer Hans Morgenthaler, der in sein Buch „Matahari. Stimmungsbilder aus dem Malayisch-Siamesischen Dschungel“ noch mehrere Pantuns aufgenommen hat. Er hat sie nur dem Gehör nach zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Südthailand aufgezeichnet. Chamisso ging von einem Konzept von „Volkspoesie“ aus, wie es Johann Gottfried Herder, Gottfried August Bürger und die Frühromantiker entwickelt hatten, Morgenthaler von dem, was er von seinen Gewährsleuten hören konnte.

Quelle: Groß, Michael (2012): Adelbert von Chamisso und Hans Morgenthaler zu malaiischen pantun. In: Kita. Das Magazin der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft 2/12, 37-48.

Polarstern, Kreuz des Südens, Riffe: Adelbert von Chamissos Koordinaten

In dieser noch unveröffentlichten Studie von Michael Groß wird auf sehr unterschiedliche Gedichte Chamissos, auf Dramenentwürfe, auf den „Schlemihl“ und auf Briefe zurückgegriffen. Einen Schwerpunkt bildet jedoch seine „Reise um die Welt“, die einerseits mit Otto von Kotzebues Bericht über dieselbe Reise und andererseits mit anderen Reisebeschreibungen wie vor allem Georg Forsters „Reise um die Welt“ verglichen wird. Was diese Studie von neueren Publikationen zu Chamisso unterscheidet, ist nicht zuletzt, dass in mehreren Passagen auf Chamissos volksbotanisches Buch eingegangen wird. Chamisso teilte sowohl die naturwissenschaftlichen Interessen Alexander von Humboldts, dem er, was Aussagen zur Pflanzengeographie angeht, nahestand, als auch die sprachwissenschaftlichen Interessen Wilhelm von Humboldts. Obwohl Chamisso selber sich wiederholt mit Schlemihl verglich, teilte er in seinem Leben nicht Schlemihls relative Isoliertheit. Chamisso, dieser Anti-Robinson, hat sich zudem dezidiert politisch, missions-, gesellschafts- und zensurkritisch geäußert.

Freitag, 1. März 2013

CHAMISSO-Magazin Nr. 8 erschienen - Interview zur Digitalisierung des Nachlasses

Aus Anlass der Verleihung der Chamisso-Literaturpreise am 28. Februar ist das achte CHAMISSO-Magazin der Robert-Bosch-Stiftung erschienen, das die drei Preisträger ausführlich vorstellt und das hier zum kostenlosen Download bereitsteht. 

Das Magazin enthält auch das unten wiedergegebene Interview von Michael Bienert mit den drei Mitarbeiterinnen der Staatsbibliothek zu Berlin, die den Nachlass Adelbert von Chamissos erschließen. 1938 ging er aus Familienbesitz an die Staatsbibliothek, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er in die Sowjetunion verschleppt und kehrte 1958 nach Ost-Berlin zurück. Mit Hilfe der Robert-Bosch-Stiftung wird der schriftliche Nachlass zur Zeit wissenschaftlich erschlossen, digitalisiert und im Internet veröffentlicht. Jutta Weber leitet das Projekt, sie hat es als stellvertretende Leiterin der Handschriftenabteilung in der Staatsbibliothek auf den Weg gebracht. Anja Krüger als Diplom-Archivarin und die Literaturwissenschaftlerin Monika Sproll arbeiten sich seit Anfang 2012 Blatt für Blatt durch den umfangreichen Nachlass.

Jutta Weber, Anja Krüger, Monika Sproll
in der Staatsbibliothek zu Berlin
CHAMISSO: Die Staatsbibliothek besitzt viele bedeutende Nachlässe, was zeichnet den von Chamisso besonders aus?
JUTTA WEBER: Es ist ein ungewöhnlich vollständiger Nachlass, er umfasst alle Arten von Dokumenten, die man sich nur wünschen kann: Briefe, Urkunden Reiseaufzeichnungen, Notizbücher, Werkmanuskripte, das meiste unveröffentlicht. Das alles korrespondiert mit anderen Handschriften in der Staatsbibliothek, die viele Nachlässe von Gelehrten des frühen 19. Jahrhunderts besitzt, etwa der Brüder Grimm, der Brüder Humboldt, der Philosophen Fichte und Hegel...
ANJA KRÜGER: Ich bearbeite die Familienbriefe und finde die Geschichte von Chamissos Familie, die wegen der Französischen Revolution 1792 nach Deutschland floh und später teils hier, teils in Frankreich lebte, hoch interessant. Für mich als Archivarin war es aber auch sehr spannend, die Geschichte des Nachlasses herauszuarbeiten. Auf den Nachlasszetteln stehen kleine Zahlen, wir haben inzwischen herausgefunden, dass es sich um Altsignaturen handelt. So können wir jetzt rekonstruieren, was fehlt oder vielleicht später hinzugekommen ist.
MONIKA SPROLL: Für die Literaturwissenschaft ist günstig, dass wir die Materialien eines ganzen Dichterlebens beisammen haben. Man kann nachvollziehen, wie der junge Chamisso sich vom Lyriker zum Prosaautor entwickelt und sich dann doch entscheidet, bei der Lyrik zu bleibt. Man sieht sein Interesse an den Literaturen Europas und über Europa hinaus. Interessant finde ich auch, dass Chamisso in der Literatur die Phantastik liebte, aber als  Wissenschaftler ein strenger Empiriker war. Das war zu seiner Zeit nicht selbstverständlich.
JUTTA WEBER: Das ist ein Nachlass, der nicht nur Literaturwissenschaftler begeistert, sondern auch Naturwissenschaftler!
CHAMISSO: Wann entstand die Idee zur digitalen Veröffentlichung?