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Chamisso im Morgenblatt für gebildete Stände,
4. Januar 1822 |
Zu
seinen drei Gedichten
In malaiischer Form, die wegen ihrer Mehrstrophigkeit
und wegen ihres Inhalts wenig mit malaiischen Pantuns zu haben, hat Chamisso
eine Vorrede geschrieben. Er vergleicht Pantuns mit Volksliedern und benennt
einige wichtige Funktionen, übergeht jedoch die, die mit denen von Volksliedern
nicht zu vergleichen sind. Bei dem heute noch andauernden Streit, ob die beiden
letzten Zeilen eines malaiischen Vierzeilers mit den beiden ersten nur in
lautlicher oder auch in inhaltlicher Beziehung stehen, vertritt Chamisso
Letzteres. Er zitiert ein heute noch in Indonesien, Malaysia und Singapur
bekanntes Pantun und übersetzt es originell eindeutschend. Die letzten beiden
Zeilen dieses Pantuns zitiert in abweichender Form auch der Schweizer Hans
Morgenthaler, der in sein Buch „Matahari. Stimmungsbilder aus dem
Malayisch-Siamesischen Dschungel“ noch mehrere Pantuns aufgenommen hat. Er hat
sie nur dem Gehör nach zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Südthailand
aufgezeichnet. Chamisso ging von einem Konzept von „Volkspoesie“ aus, wie es
Johann Gottfried Herder, Gottfried August Bürger und die Frühromantiker entwickelt hatten, Morgenthaler
von dem, was er von seinen Gewährsleuten hören konnte.
Quelle:
Groß, Michael (2012): Adelbert von Chamisso und Hans Morgenthaler zu
malaiischen pantun. In: Kita. Das Magazin der Deutsch-Indonesischen
Gesellschaft 2/12, 37-48.
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