Mit
Chamissos Sprachwechsel vom Französischen zum Deutschen beschäftigt sich ein Beitrag
René-Marc Pilles im zweiten Band der Reihe Berliner Intellektuelle um
1800, der gerade
erschienen ist. Unter dem Titel Französisch-deutsche Kulturräume um 1800.
Bildungsnetzwerke - Vermittlerpersönlichkeiten - Wissenstransfer beschäftigt sich das Buch mit Aspekten des
französisch-deutschen Kulturaustauschs und Kulturtransfers im Zeitalter der
Aufklärung und des frühen 19. Jahrhunderts. Einerseits wird der Blick auf
den Forschungsstand in der Aufklärungsforschung in den unterschiedlichen
Wissenschaftskulturen gerichtet, andererseits widmet sich der Band auch
methodischen Fragen der Kultur- und Ideengeschichte zwischen Geschichts- und
Literaturwissenschaft. Thematische Schwerpunkte bilden die Fragen nach
unterschiedlichem und gemeinsamem Verständnis von Weltgeschichte und Globalität
in Frankreich und Deutschland, nach Transferprozessen in unterschiedlichen
Kulturbereichen, Lektüre- und kulturellen Aneignungsprozessen sowie nach
Mittlerfiguren in deutsch-französischen Netzwerken. Den Akkulturationsprozess, den René-Marc Pille für
Chamisso konstatiert, begreift er als Resultat
einer fundamentalen Identitätskrise, welche der Schriftsteller 1802 infolge seiner Frankreichreise durchlebte. Chamissos
Erlebnis der schmerzhaften Heimkehr
und der damit verbundenen Verlust
seiner Idee von
Heimat werden als maßgebliche Ursachen des
Sprach- und Kulturwechsels
beschrieben und erklären, weshalb
Chamisso nicht mehr seine französische Ausgangskultur sondern im Gegenteil die
deutsche Rezeptionskultur als befreiend empfand.
René-Marc
Pille, Der deutsche Dichter aus Frankreich. Mutmaßungen über Chamissos
Sprachwechsel, in: Anna Busch, Nana Hengelhaupt, Alix Winter (Hrsg.), Französisch-deutsche Kulturräume um 1800. Bildungsnetzwerke
– Vermittlerpersönlichkeiten – Wissenstransfer (Berlin, 2012), S. 65-73.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen