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Donnerstag, 25. Februar 2016

"Weltreisen"-Konferenz in der Berliner Staatsbibliothek eröffnet

Das "Aufzeichnen, Aufheben, Weitergeben" im Werk der Weltreisenden Forster, Chamisso und Humboldt steht im Zentrum der wissenschaftlichen Konferenz, die noch bis kommenden Samstag allen Interessierten offen steht. In seinem Eröffnungsvortrag beleuchtete Walter Erhard von der Universität Bielefeld vor allem das Verhältnis von Alexander von Humboldt und Adelbert von Chamisso. Für den Jüngeren war der ältere Naturforscher ein übermächtiges Vorbild, doch war er eigenständig genug, aus dem langen Schatten Humboldts herauszutreten. Während für diesen die Naturforschung und die Literatur noch untrennbar zusammengehörten, fielen für Chamisso beide Wissenskulturen bereits auseinander. Sein Werk vereint sie, doch Chamisso selbst trennte scharf zwischen seiner Arbeit als Naturwissenschaftler und als Poet, beides ging nicht zwanglos für ihn zusammen. Während Humboldt noch versuchte, die Welt als große Einheit zu fassen, thematisierte der Weltreisende Chamisso immer wieder die Disparatheit seiner Beobachtungen und Erfahrungen. Chamisso "Reise um die Welt", so Erhard, könne geradezu als Gegenentwurf zu Humboldts "Kosmos" gelesen werden. Indem er nicht nach Einheit strebe, sondern das Nebeneinander von Natur- und Kulturphänomenen schildere, nehme Chamisso quasi eine postkoloniale Perspektive ein - jedenfalls stehe diese Sicht auf die Welt gleichberechtigt neben derjenigen des übermächtigen Vorbilds Humboldt.
Die weiteren Beiträge des ersten Kongresstages beschäftigten sich vor allem mit der Materialgrundlage der Forschung, den vorhandenen Nachlässen der Weltreisenden, ihrer Erschließung und Digitalisierung. Das straffe Vortragsprogramm der nächsten zwei Tage ist hier nachzulesen.

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