Wie du bist
von Adelbert von Chamisso
Fest bewahre dir die Treue,
lebe, wie dir's Gott gegeben.
Das ist ja die Weisheit eben,
und das weiß ein jeder Christ,
bleibe jeder, der er ist.
Liebe liebliche Natur,
du verlörest immer nur,
bleibe du ja, wie du bist.
Gesucht wird nun eine seriöse Quelle für dieses Gedicht, das in der maßgeblichen Werkausgabe von Volker Hoffmann unauffindbar ist. Wer kennt eine Werkausgabe bzw. ein Gedicht, aus der diese Verse in den Kirchengebrauch übergegangen sein könnten? Für alle Hinweise dankt der Webmaster.
Das sieht nach einem Stammbuchvers aus, den Chamisso irgendwo hinterlassen hat. Stammbücher, im 20. Jahrhundert dann Poesiealbum genannt, waren beliebte Behältnisse, um Bekanntschaften zu "sammeln", die man für wichtig genug hielt, sich darin zu verewigen. Wenn ungefähr das Jahr bekannt ist, in dem das Notizheft angelegt wurde, könnte man im biografischen Umfeld nach möglichen Kandidaten suchen.
AntwortenLöschenBeatrix Langner
BEITRAG VON DR. ALFRED HÜBNER, PFORZHEIM, eingegangen per Mail:
AntwortenLöschenVom deutschen Dichter Paul Zech (1881 - 1946) existiert aus den Jahren 1901/1902 ein Stammbuch oder Poesiealbum, angelegt in Elberfeld und Barmen. Darin ist ein sechsstrophiges Gedicht enthalten, als dessen Verfasser Zech ausdrücklich Adalbert von Chamisso nennt. Titel: "Wie Du bist". Die erste Strophe lautet:
Wo ist ein Herz im Leben,
das nie betrogen ist?! - -
Mein Herz! Du sollst Dich geben
Doch einfach wie Du bist.
Im Anschluß an die fünf weiteren Strophen ähnlicher Art zitiert Zech auf
einer neuen Seite des Albums nochmals ausdrücklich Chamisso und zwar wie folgt:
Seit ich Dich gesehen
Glaub ich blind zu sein;
Wo ich hin nur blicke,
Seh ich Dich allein;
Wie in wachen Träumen
Schwebt mein[sic] Bild mir vor
Taucht aus tiefstem Dunkel
Heller nur empor!
Ich selbst bin sehr daran interessiert zu erfahren, ob das, was Zech da zitiert, tatsächlich bei Chamisso verortet werden kann. Im Internet
sowie meiner Ausgabe von Chamisso-Gedichten (Leipzig 1834) hatte ich
keinen Erfolg. Über eine kurze Rückmeldung (auch Negativbescheid) würde ich mich freuen. Freundliche Grüsse, Alfred Hübner
In Julius Eduard Hitzigs Nachlass (Stadtmuseum Berlin) findet sich eine handschriftliche (fremde Hand mit Ergänzungen von Hitzig) Liste, die folgendermaßen überschrieben ist: „Chamisso‘s Lieder in chronologischer Ordnung“. Diese Liste ist wohl die Grundlage für den 1836 in der Weidmannschen Buchhandlung als dritten Band der Chamissoschen Werke herausgegebenen Gedichtband. Unter den 221 dort aufgeführten Titeln taucht "Wie Du bist" nicht als eins der von Chamisso verfassten Gedichte auf. Aber das schließt natürlich Chamissos Urheberschaft nicht grundsätzlich aus.
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