Dieses Forum dient dem Austausch über Projekte, die sich mit dem Dichter und Naturforscher Adelbert von Chamisso (1781-1838) beschäftigen. Wenn Sie Chamisso-Projekte vorstellen möchten, Unterstützung suchen oder Veranstaltungen ankündigen wollen, können Sie das auch als nicht registrierter Nutzer tun: Schicken Sie bitte eine Mail mit Ihren Informationen und Fragen an den Webmaster Michael Bienert.

Mittwoch, 27. April 2011

Gedicht gesucht!

Wer kann helfen? Bei Nachlassrecherchen in Chamissos Notizbüchern bin ich auf die folgenden handschriftlichen Zeilen gestoßen: "Scherze (doch?) über das Leben (...) Das ist ja die Weisheit eben / Bleibe jeder der er ist / Bleibe du ja was du bist / Denn du könntest nur verlieren / Und du kannst ja nur verlieren ?" - Die Internetrecherche danach, wo diese Verse verwendet wurden, führt auf christliche Websites mit Gedichten zur Konfirmation, da steht dann:

Wie du bist
von Adelbert von Chamisso

Fest bewahre dir die Treue,

lebe, wie dir's Gott gegeben.

Das ist ja die Weisheit eben,

und das weiß ein jeder Christ,

bleibe jeder, der er ist.

Liebe liebliche Natur,

du verlörest immer nur,

bleibe du ja, wie du bist.

Gesucht wird nun eine seriöse Quelle für dieses Gedicht, das in der maßgeblichen Werkausgabe von Volker Hoffmann unauffindbar ist. Wer kennt eine Werkausgabe bzw. ein Gedicht, aus der diese Verse in den Kirchengebrauch übergegangen sein könnten? Für alle Hinweise dankt der Webmaster.

3 Kommentare:

  1. Das sieht nach einem Stammbuchvers aus, den Chamisso irgendwo hinterlassen hat. Stammbücher, im 20. Jahrhundert dann Poesiealbum genannt, waren beliebte Behältnisse, um Bekanntschaften zu "sammeln", die man für wichtig genug hielt, sich darin zu verewigen. Wenn ungefähr das Jahr bekannt ist, in dem das Notizheft angelegt wurde, könnte man im biografischen Umfeld nach möglichen Kandidaten suchen.
    Beatrix Langner

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  2. BEITRAG VON DR. ALFRED HÜBNER, PFORZHEIM, eingegangen per Mail:

    Vom deutschen Dichter Paul Zech (1881 - 1946) existiert aus den Jahren 1901/1902 ein Stammbuch oder Poesiealbum, angelegt in Elberfeld und Barmen. Darin ist ein sechsstrophiges Gedicht enthalten, als dessen Verfasser Zech ausdrücklich Adalbert von Chamisso nennt. Titel: "Wie Du bist". Die erste Strophe lautet:

    Wo ist ein Herz im Leben,
    das nie betrogen ist?! - -
    Mein Herz! Du sollst Dich geben
    Doch einfach wie Du bist.

    Im Anschluß an die fünf weiteren Strophen ähnlicher Art zitiert Zech auf
    einer neuen Seite des Albums nochmals ausdrücklich Chamisso und zwar wie folgt:

    Seit ich Dich gesehen
    Glaub ich blind zu sein;
    Wo ich hin nur blicke,
    Seh ich Dich allein;
    Wie in wachen Träumen
    Schwebt mein[sic] Bild mir vor
    Taucht aus tiefstem Dunkel
    Heller nur empor!

    Ich selbst bin sehr daran interessiert zu erfahren, ob das, was Zech da zitiert, tatsächlich bei Chamisso verortet werden kann. Im Internet
    sowie meiner Ausgabe von Chamisso-Gedichten (Leipzig 1834) hatte ich
    keinen Erfolg. Über eine kurze Rückmeldung (auch Negativbescheid) würde ich mich freuen. Freundliche Grüsse, Alfred Hübner

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  3. In Julius Eduard Hitzigs Nachlass (Stadtmuseum Berlin) findet sich eine handschriftliche (fremde Hand mit Ergänzungen von Hitzig) Liste, die folgendermaßen überschrieben ist: „Chamisso‘s Lieder in chronologischer Ordnung“. Diese Liste ist wohl die Grundlage für den 1836 in der Weidmannschen Buchhandlung als dritten Band der Chamissoschen Werke herausgegebenen Gedichtband. Unter den 221 dort aufgeführten Titeln taucht "Wie Du bist" nicht als eins der von Chamisso verfassten Gedichte auf. Aber das schließt natürlich Chamissos Urheberschaft nicht grundsätzlich aus.

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