Im Norden des Berliner Stadtteils Schöneberg, nicht weit von Potsdamer Straße und Kleist-Park, wo bis 1898 der Botanische Garten und mittendrin Chamissos Wohn-und Arbeitsstätte war, organisiert Hamad Nasser seit vier Jahren den Nachbarschaftstreff Steinmetzstraße. Das funktioniert so, dass zweimal in der Woche Nachbarn für Nachbarn kochen, meistens arabisch und türkisch, das hängt von der Beteiligung der unterschiedlichen Kulturen im Kiez ab. Dann gibt es Deutschkurse für Mütter, donnerstags ist Frauenfrühstück und Freitag abends Vätergruppe. Ich lernte Hamad Nasser am deutschen Nationalfeiertag bei der Vorstellung meiner Chamisso-Biografie im Oton-Theater kennen, organisiert von der Charme-Offensive Potsdamer Straße. Kein schlechtes Datum für die Begegnung von deutscher Literatur und integrativer Kiezkultur, fand ich. In der Steinmetzstraße heißt Integration nicht, die mitgebrachte kulturelle Identität aufzugeben oder nur noch zuhause im Wohnzimmer zu pflegen oder einzutauschen gegen Beethoven und Schwarzbrot. Herr Nasser organisiert Arabischkurse für Erwachsene und für Kinder, verbunden mit Musik und Bewegung, und berät auch die Neumark-Schule, wo 98% der Kinder aus Migrantenfamilien kommen. Neben Englisch werden dort seit einigen Jahren auch Sprachkurse in Türkisch und Arabisch angeboten. Und so lernen manche Eltern erst von ihren Kindern, ihre eigene Kultur wieder öffentlich und selbstbewusst zu pflegen, indem sie sich nicht nur gutes Deutsch, sondern z.B. gutes Arabisch oder Türkisch beibringen.
Wer mehr lesen möchte:
http://www.fr-online.de/kultur/-wollte-doch-nur-ein-freier-deutscher-sein-/-/1472786/3259814/-/index.html
http://www.pfh-berlin.de/
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen