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Dienstag, 1. Dezember 2015

Weltreise - Ulrike Ottingers großartige Ausstellungsinstallation in der Staatsbibliothek

Von Michael Bienert - Die Weltreisenden des 18. und 19. Jahrhunderts hatten nicht die Möglichkeit zu fotografieren und filmen, sie mussten genau hinschauen, zeichnen, beschreiben und sammeln. Adelbert von Chamisso ließ sich von Eskimos kleine Walmodelle aus Holz schnitzen, nach denen er später Zeichnungen anfertigte. Beides ist nun in der Staatsbibliothek zusammen mit Filmaufnahmen zu sehen, die die Künstlerin und Filmemacherin Ulrike Ottinger von einer Reise in die Beringsee mitgebracht hat. In einer brillanten Großprojektion ist das Auftauchen der Wale von einem schwankenden Schiff zu erleben: Buckel, Schwanzflosse und Atemstrahl, ein großartiges Schauspiel, wie es sich nicht anders dem Naturforscher Chamisso auf dem russischen Segelschiff "Rubrik" bot.

Die von Ulrike Ottinger und Jutta Weber gestaltete Ausstellung "Weltreise" der Staatsbibliothek versammelt selten gezeigte Aufzeichnungen, Skizzen und Mitbringsel der großen Weltreisenden Johann Reinhold Forster, Alexander von Humboldt und Adelbert von Chamisso, kombiniert mit Auszügen aus Ottingers eigenen Arbeitsbüchern und Notizen. Der Ausstellungsparcours ist durch eine kreisförmige Vitrine vorgegeben, im Uhrzeigersinn beginnt er mit Dokumenten von Reisevorbereitungen, dann geht es um die ersten Tage auf See, um die konkreten Beobachtungen von Tieren, Menschen, Pflanzen und Landschaften, schließlich die Auswertung der Forschungsreisen. An vier Wänden laufen vier mehrstündige Filme, die Ulrike Ottinger aus dem Filmmaterial einer Reise auf den Spuren Chamisso in der Beringsee zusammengeschnitten hat. Der dämmrige Ausstellungsraum erinnert ans Innere einer Jurte, auch an Panoramen des 19. Jahrhunderts. In der Mitte kann man bequem sitzen und in Ruhe die Filme schauen, von da wogt unablässig  Meeresrauschen in den Ausstellungsraum.
Wer ihn betritt, taucht in eine eigene Wahrnehmungswelt ein. Suggestiv versetzt die Rauminszenierung die Besucher in die Position eines Schiffsreisenden, der neugierig wird auf alles, was sich langsam in sein Blickfeld schiebt. Selten macht es einem eine Ausstellung so leicht, sich in die filigranen Exponate zu vertiefen und die stummen Filmaufnahmen umkommentiert auf sich wirken zu lassen. Man möchte sich endlos in dieser großartigen Rauminstallation der Künstlerin Ulrike Ottinger treiben lassen, in der die weit gereisten Schätze der Staatsbibliothek wunderbar zum Strahlen kommen.

Weitere Infos zur Ausstellung
2. Dezember 2015 – 27. Februar 2016
Öffnungszeiten: Mo, Di, Mi, Fr, Sa 11-19 Uhr, Do 11-21 Uhr
Sonderöffnungszeiten: 22./23. und 28.-30.12.2015: 9-17 Uhr; am 24.-26. und 31.12.2015 sowie am 1. und 2.1.2016 geschlossen
Dietrich-Bonhoeffer-Saal, Staatsbibliothek zu Berlin, Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin-Tiergarten
Eintritt frei

Rüdiger Schaper im TAGESSPIEGEL die Ausstellung: hier lesen

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