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Montag, 5. November 2012

Chamisso-Büste gesucht!

So wie das Denkmal am Monbijouplatz
könnte die gesuchte Büste ausgesehen
 haben, aber auch ganz anders.
Der Chamisso-Forscher Bernd Ballmann sucht nach Hinweisen auf den Verbleib einer Büste Chamissos, über die ein handschriftliches Gedicht von Gustav Lindau (1866-1923) im Botanischen Museum Berlin existiert. "Es handelt sich offenbar nicht um das bekannte Medaillon des David d'Angers", schreibt Ballmann. "Vielmehr, so denke ich, dürfte es sich um die Büste handeln, die Julius Moser für das Chamisso-Denkmal (1888) am Monbijouplatz geschaffen hat. Vielleicht eine vorbereitende Formung, vielleicht ein nachträglicher Abguss?" Sachdienliche Hinweise können dem Webmaster des Chamisso-Forums gemeldet werden. Im folgenden dokumentieren wir die von Bernd Ballmann gesammelten Belege für die Existenz der Büste.

Botanisches Museum Berlin.
Handschriftliches Gedicht. 1 Blatt quarto.
Signum: S Biogr. [752.1978]

Text

Aus "Eyn ergetzlich Zeyttung"
zum "Ehrenmal des 50jährigen Stifftungsfestes"
des "Botanischen Vereyn der provinz Brandenburg",
gegeben Berlin, 2. Juni A.D. 1909.

An Chamisso's Büste.

Du warst nur Kustos, drum gelangs dir nie
Die höchste Ehrensprosse zu erklimmen:
Geheimrat, Exzellenz und andres. Sieh,
Vielleicht kann's uns, jedoch nicht dich verstimmen.

Du warst nur Kustos, triebst Allotria,
Du machtest Verse, die noch heute klingen,
Doch Diagnosen, nun da haperts ja;
Sie wollten dir in Masse nicht gelingen.

Hättst du beschrieben, wie gereimt du hast,
Die Massen des Herbars in üpp'gen Sätzen,
Wir wetten drauf, der Ehrentitel Last
Und Orden würden dich zu Tode hetzen.

Wie sehr trotzdem man ehrt dich, kannst du schau'n:
Die Riesenbüste steht am Fenster droben.
Dich trifft des Tages Strahl beim Morgengrau'n,
Dein Haupt ist hell vom Sonnenglanz umwoben.

Des Gipses Weiße ist zwar schon bestaubt,
Der Ruß fiel auf dich gar zu unbescheiden.
Man sieht's von fern nicht, wenn dein lockig Haupt
Die Strahlen dir mit hellem Glanz umkleiden.

Nicht kümmern soll's dich, denn dein Werk es lebt,
Mag man pedantisch dich herumschulmeistern.
Uns alle, die wir täglich seh'n dich, hebt
Dein Anblick über Diagnos' und Kleistern.

Stempel: Bibliothek des Botanischen Gartens u. Museums Berlin-Dahlem. - Mit Tinte auf liniertes Papier geschriebenes Autograph des Autors Lindau. - Transkribiert von Bernd Ballmann 12/2004.

1 Kommentar:

  1. Hinweis von Beatrix Langner am 3. Dezember 2012: 1887, ein Jahr vor der Errichtung des Chamisso-Denkmals am heutigen Monbijou-Park in Berlin, brachte das beliebte Familienunterhaltungsblatt "Die Gartenlaube" eine unkommentierte Abbildung der Büste des Dichters, die anlässlich des bevorstehenden 50. Todestages bei dem Bildhauer Julius Moser in Auftrag gegeben worden war. Die Bildunterschrift deutet an, dass es sich um einen Entwurf und noch nicht um das in teurem Carrara-Marmor ausgeführte Werk selbst handelt. Wenn ja, was wurde dann aus dieser ersten Büste? War es dieselbe, die der Botaniker Gustav Lindau, bis 1906 wissenschaftlicher Assistent am Botanischen Museum (danach Professor), über der Tür der Bibliothek betrachtet und bedichtet hatte, wie Bernd Ballmann herausfand? Bibliothek und Sammlungen waren 1879 von der Potsdamer Straße in das neue Gebäude am Wilmersdorfer Weg umgezogen. Hatte der Bildhauer die Gipsbüste zu Ehren ihres ehemaligen zweiten Kustos Adelbert von Chamisso der Bibliothek geschenkt? Wenn es so war, dann wurde sie wohl mitsamt der Bibliothek des Museums bei der Bombardierung von Berlin im Januar 1943 zerstört. - Abbildung aus der "Gartenlaube" siehe: http://chamisso-forum.blogspot.de/2012/12/chamissos-buste-eine-vermutung.html

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