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Dienstag, 17. Januar 2012

Chamisso-Preisträger 2012

Foto: Yves Noir / Robert Bosch Stiftung
Michael Stavaric erhält in diesem Jahr den mit 15.000 Euro dotierten Adelbert-von-Chamisso-Preis der Robert Bosch Stiftung. Mit seinem bisherigen Gesamtwerk, vor allem mit seinem jüngsten Roman „Brenntage“ (Verlag C.H. Beck), habe Michael Stavaric die deutschsprachige Gegenwartsprosa auf sprachlich originelle Weise bereichert, so die Jury.
Die diesjährigen Förderpreise in Höhe von jeweils 7.000 Euro gehen an Akos Doma für seinen Roman „Die allgemeine Tauglichkeit“ (Rotbuch Verlag) und Ilir Ferra für sein deutschsprachiges Debüt „Rauchschatten“ (Edition Atelier).
Mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ehrt die Robert Bosch Stiftung seit 1985 herausragende literarische Leistungen in deutscher Sprache, verfasst von Autoren, deren Muttersprache oder kulturelle Herkunft nicht die deutsche ist. Dieser Preis ist der einzige seiner Art in Deutschland. Die Auszeichnungen wurden am 1. März 2012 in der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz verliehen.



Der Hauptpreisträger Michael Stavarič, 1972 in Brünn/Tschechoslowakei geboren, zog 1979 nach Österreich. Er studierte Bohemistik und Publizistik in Wien, wo er heute als freier Schriftsteller, Übersetzer, Kolumnist und Kritiker lebt. Stavarič übersetzte u.a. Essays von Jiří Gruša, schrieb Kinderbücher und Gedichte. Seinen Durchbruch als Schriftsteller markieren die Romane „stillborn“ (2006) und „Terminifera“ (2007), für die er 2008 den Adelbert-von-Chamisso- Förderpreis erhielt. Es folgten u.a. „Magma“ (2008), „Böse Spiele“ (2009), „Déjà-vu mit Pocahontas. Raritan River“ (2010) und „Brenntage“ (2011). „Seine Erzähltexte sind zutiefst menschlich“, heißt es in der Begründung der Jury, „gerade weil sie existenzielle Unsicherheiten und fundamentale Ängste des modernen Individuums literarisch gestalten. Mit ihrem Rückgriff auf frühromantische und surrealistische Traditionen verweigern sie sich einem schlichten Realismus. Damit schließt Michael Stavarič an die künstlerische Moderne des frühen 20. Jahrhunderts an. Auch als Essayist, Kinderbuchautor und Übersetzer ist er eine herausragende Figur des literarischen Lebens der Gegenwart.“


Akos Doma, geboren 1963 in Budapest, wuchs in Ungarn, Italien und England auf und kam mit 14 Jahren nach Deutschland. 2001 erschien sein Debütroman "Der Müßiggänger", 2010 folgte "Die allgemeine Tauglichkeit". Akos Doma ist Schriftsteller und Übersetzer. Er lebt mit seiner Familie in Eichstätt. In seinem jüngsten Roman, so die Jury, gestalte Akos Doma eine moderne Gaunerkomödie auf sprachlich raffinierte und außerordentlich witzige Weise: "Sie ist eine hintersinnige Parabel auf die vielfältigen Zumutungen unserer Gesellschaft. Seine Erzählweisen erinnern an den europäischen Schelmenroman. Das temporeiche und bewegende Melodram ist ein ungewöhnlich unterhaltsames Leseabenteuer über vier Außenseiter, die auf der Suche nach einer neuen, lebenstauglichen Identität kaum einen Irrweg auslassen. Sein Roman beweist eindrucksvoll, dass der renommierte Übersetzer aus dem Ungarischen auch ein bedeutender deutscher Schriftsteller ist."

Ilir Ferra, geboren 1974 in Durrës/Albanien, lebt seit 1991 in Wien. Dort studierte er Übersetzungswissenschaften (Englisch und Italienisch). Heute arbeitet er als Autor, Übersetzer und Dolmetscher. 2008 erschien seine preisgekrönte Erzählung "Halber Atem". Mit "Rauchschatten" legte Ilir Ferra 2010 sein Romandebüt in deutscher Sprache vor. Der in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts in der albanischen Hafenstadt Durrës spielende Roman besteche vor allem durch seine eigenwillig bildreiche, sprachlich überzeugende Gestaltung sinnlicher Details, heißt es in der Begründung der Jury: "In sparsamer, oft fast lyrischer Diktion werden Erlebnisse, Geheimnisse, Sehnsüchte und Entdeckungen der Hauptfigur erzählt. Sie geben einen sensiblen Einblick in das Leben einer Familie, einer Stadt und eines ganzen Landes, das von allumfassender Unfreiheit geprägt ist. Ilir Ferra zeigt, wie die Schatten einer menschenverachtenden, paranoiden und omnipräsenten Diktatur tief in die Seelen der Menschen reichen und ihr Leben verdüstern."

Die Juroren des Adelbert-von-Chamisso-Preises 2012 sind: Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Zsuzsanna Gahse (Schriftstellerin und Chamisso-Preisträgerin 2006), Michael Krüger (Schriftsteller und Verleger), Prof. Dr. Klaus-Dieter Lehmann (Goethe-Institut), und Dorothea Westphal (Deutschlandradio Kultur)

1 Kommentar:

  1. Preisverleihungen sind meiner Meinung nach ein wichtiger Bestandteil in der Autorenlandschaft.

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