Zum 200. Todestag Heinrich von Kleists veranstaltet die Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft in Kooperation mit dem Kleist-Museum Frankfurt (Oder) und dem Collegium Hungaricum Berlin eine internationale Tagung, die Konzepte der Adeligkeit in der Literatur um 1800 zu analysieren versucht - ein Thema, das auch für den adelig geborenen Chamisso eine wichtige Rolle spielte. In der Vorankündigung der Tagung heißt es:
"Die Destabilisierung von aristokratischen Lebensentwürfen in dieser Krisenzeit und die Adaption bürgerlicher Ethik führten fälschlich dazu, die deutsche Literatur und Kunst um 1800 vorwiegend als Zeugnis des bürgerlichen Idealismus zu sehen. Ignoriert wird dabei, dass viele Autoren der Klassik und Romantik aristokratischer Herkunft sind, ihre Biographien in Zyklen der Abkehr und Rückkehr zum standesgemäßen Leben verlaufen und ihre Werke das Moderne mit dem Althergebrachten kontaminieren. Kleist gibt dafür ein Beispiel. Seine Novellen und Dramen stellen bürgerliche Anthropologie, Moral- und Kunstphilosophie ebenso auf den Prüfstand wie traditionelle Konzepte von Adeligkeit, die der Aristokratie jahrhundertelang soziale, politische und kulturelle Hegemonie gesichert haben: die Klugheitslehren der skeptischen Moralistik z.B., mit ihrer Empfehlung von Verstellungskünsten, die im Widerspruch stehen zur idealistischen Forderung nach einer Kongruenz von Ethik und Ästhetik. Kleists Autorschaft könnte man als Abkehr von den Karrierewegen des Adels verstehen, er strebt als Autor nach Freiheiten, die sich nicht mehr an stratifizierbaren Ordnungen orientieren. Zugleich ist er jedoch in aristokratischer Manier weiterhin fixiert auf Ruhm und Ehre und scheitert an einem literarischen Markt, dessen Gesetze ihm nicht lesbar zu sein scheinen. Die Frage ist, ob Kleist innerhalb des Adelsdiskurses um 1800 als paradigmatischer Fall gelten kann und wie sich seine besondere Verbindung von Adel und Autorschaft von Lebens- und Werkentwürfen anderer aristokratischer Autoren wie Achim von Arnim, Friedrich de la Motte-Fouqué, Joseph von Eichendorff, Adelbert von Chamisso oder Novalis unterscheidet." Die Tagung findet am 18. und 19. Mai im Collegium Hungaricum in Berlin statt. Ein detailliertes Tagungsprogramm finden Sie demnächst unter: www.heinrich-von-kleist.org
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